Mülverstedt und der Adel

Die Herren von Mülverstedt

 

Nachdem die Sachsen und Franken im Jahre 531 das Königreich der Thüringer zerstört hatten, nahmen die Sieger das Land in Besitz. Zur Überwachung der unterworfenen Bevölkerung wurden befestigte Plätze hergestellt und von ausgewählten Franken und Sachsen besetzt. Die Burgmannen, zu denen später auch Angehörige der eigentlichen Thüringer hinzukamen, wurden nach längerer Dienstzeit von den Königen mit Land belehnt und bildeten in der thüringischen Bevölkerung eine Oberschicht, aus welcher später der thüringische Adel durch Erblichkeit von Stellung und Lehen hervorging. Die Anfänge des Erbadels reichen wohl in die Zeit vom 7. bis ins 9. Jahrhundert zurück. Diese Adelsgeschlechter nahmen meist den Namen des Ortes als ihren persönlichen Namen an, in dem sie ansässig waren. So entstand auch hier das Adelsgeschlecht derer von „Mülverstedt".


So wurden u a. genannt:

 

1238 Michael von Mülverstedt.
1251 am 14. Dezember, Ludwig von Mülverstedt in einer Urkunde der Stadt Mühlhauscn.
1268 Ludwig von Mülverstedt verkauft dem Brückenkloster zu Mühlhausen 1 Hufe Land bei Niederseebach.
1298 Berthold von Mülverstedt verkauft 3 Hufe Land in Seebach.
1304 Hermann von Mülverstedt ist Zeuge im Lehensbrief.
1305 und 1307 Hermann von Mülverstedt in Urkunden der Grafen von Käfernburg.
1312 Burghard von Mülverstedt und Hermann von Mülverstedt in einer Urkunde der Grafen von Käfernburg.
1317- 1325 Johann von Mülverstedt Hauskomtur in Christburg im Ordenslande Preußen.
1320 Burghard von Mülverstedt gelobt Treue auf 6 Jahre der Stadt Erfurt.

 

Die Herren von Hopffgarten

 

Seit dem 13. Jahrhundert befand sich das Rittergut in den Händen der Herren von Hopffgarten. Deren Ahnen sollen einst im Gefolge der Heiligen Elisabeth aus Ungarn ins Land gekommen sein. Stammsitz dieses Geschlechts waren die Burg und das Dorf Hopffgarten bei Weimar. Nach alten Überlieferungen wurde die Burg 1303 von den Erfurtern zerstört. weil sich deren Besitzer zu Raubrittern entwickelt hatten. Später wurden sie mit dem Ort Mülverstedt belehnt. Die Herren von Hopffgarten waren einst ein sehr reiches und weitverbreitetes Geschlecht. In unserer Gegend besaßen sie Besitzungen in Craula, Zimmern. Schlotheim. Klettstedt und Großengottern. Eine Seitenlinie hatte die Burg „Haineck" bei Nazza in Besitz. Die Burg war 1392 vom Landgrafen Balthasar von Thüringen errichtet worden und wurde immer wieder verpfändet. Die Herren von Hopffgarten werden 1425 als Lehnsherren genannt und 1503 als Besitzer. Schon vor dem 30jährigen Krieg erbauten sie in Nazza ein neues Schloß und die Burg verfiel. Die Ruine kann noch heute besichtigt werden.

 

Das Wappen:

 

In Silber ein freischwebender. rechtsgekehrter halber Hirsch mit achtendigen Geweih. Auf dem Helm eine aufrecht gekehrte in Krallen eine Kugel haltende Greifsklaue. (aus Kneschke Adelslexikon. VI, S. 401 f. Leipzig 1865 j. Das Wappen ist in der Mülverstedter Kirche am Altar zu besichtigen. (siehe Bild rechts)

 

wappen wappen 2

 

Beispiele aus alten Urkunden, in denen der Name der Herren von Hopffgarten genannt wird:

 

(nach Archivar Gutbier aus Langensalza)


1262 Siegfried v. H. ist Zeuge, als Markgraf Albrecht von Landsberg dem Kloster Crantschwitz gestattet, 1000 Lehngüter von seinen Untertanen zu kaufen.
1267 Dominus Sigfridus de Hopffgarten ist Zeuge, als Landgraf Albrecht der Unartige die Stiftung des kath. Altars in der Kirche Neustadt? Weida bestätigt.
1280 ist Siegfried v. H. Zeuge, als Landgraf Albrecht dem Deutschen Orden den Besitz der Kirchen zu Plaue und Gera bestätigt.
1316 Albert v. H. vermittelt neben anderem einen Vergleich zwischen Graf Hermann v. Gleichen und dem Kloster zu Erfurt.
1425 kauft Friedrich v. H. Schloß und Stadt Schlotheim vom Grafen Heinrich v. Schwarzburg.
1440 die Grafen Adolf und Siegmund v. Gleichen erkaufen von den Herren v. H. das Schloß Kreyenburg bei Salzungen.
1516 ist Rudolf v. H. als Schiedsrichter genannt.

 

Zeitliche Aufzählung aus dem Archiv Mülverstedt über die Herren v. Hopffgarten

 

Legende:

 

* geboren
+ gestorben
einfache Jahreszahl = urkundlich erwähnt

 

Siegfried v.H. 1262,1263, 1267, 1270, 1280, 1294
Friedrich v.H. 1269, 1280, 1287
Heinrich v.H. 1290, 1291
Hermann v.H. 1305
Albrecht v.H. 1326, 1340
Friedrich v.H. 1347, 1365
Friedrich v.H. II 1395
Dittrich v.H. 1393,1395, 1396, 1397, 1406, 1408, 1410
Friedrich v.H. *1408 + 1445
Söhne genannt 1433 Georg, Peter, Dittrich, Johann, Kunz, Friedrich
davon waren Georg und Friedrich Kreuzritter
Dittrich v.H. *1402 + 1467
Jürgen v.H. 1442
Hermann v.H. 1432
Friedrich v.H. *1425 +1437
Georg v.H. +1482 seine Erben Friedrich v.H. u. Rudolf v.H.
Georg v.H Reise nach Rom 1469
Wilhelm v.H. 1530
Rudolf v.H. +1529
Georg v.H. *1503 +1529
Wilhelm v.H. erster evangelischer +1554
Friedrich v.H. IV 1472
Rudolf v.H. 1507
Hans v.H. 1563
Dittrich v.H. 1574
Christoph v.H. 1591
Georg Wilhelm v.H. 1595

 

Geschwister v.H. genannt 1622:
Christoph Ernst, Siegmund, Christoph Dittrich, Hans Ernst,
Josef Friedrich

 

Christoph Dittrich v.H. 1628
Ernst Friedrich v.H. Sohn d. Christoph Melchior v.H. getraut mit Regine Marie Zeng 1641
Ernst v.H. 1642
Ernst Christoph v.H. nach Batavia/Indien ausgewandert 1689
Melchior v.H. 1655
Friedrich Rudolf v.H. 1681
Friedrich Adolf v.H. 1681
Ludwig Ernst v.H. +1701
Heinrich Adam Ernst 1726
Georg Friedrich +1732
Willibald Ernst v.H. +1733
Witwe Philipine Franziska geb. v.H.
Geschwister v.H. Ernestine Friederike +1767
Caroline +1770
Carl Friedrich Wilhelm 1772
Friedrich Abraham 1773
Charlotte +1774
Luise Friedericke 1775
Carl 1776
Friedericke Juliana 1777
Carl Ludwig *1781
Heinrich Moritz 1781

 

Hans Friedrich v.H. +1757

 

Friedrich Abraham v.H., Christian Friedrich v.H., Johann Friedrich Ernst v.H. Georg Melchior v.H. 1754

 

Hans Ernst v.H. +1757
Friedrich Wilhelm Gottlieb *19.09.1757 +09.05.1767
Moritz v.H. 1835
Hans v.H. Gut II 1862
Julius August Graf v.H. +1884

 

Bis ins 16 Jahrhundert wurden die Herren von Hopffgarten in der Kirche St. Martini beigesetzt. Heute stehen die gut erhaltenen Grabplatten in der Wand eingelassen um den Altar der Kirche.

 

wilhelm 2


Wilhelm II

 

Sohn des Wilhelm I in Panzerkleidung. Helm und Kreuz unter dem Bildnis des gekreuzigten mit aufgehobenen Händen und gebogenen Knien, den Heiland anbetend. Mit dem Wahlspruch: V.D.E.M. und "Ich weiß, das mein Erlöser lebt"

Unten steht Anno 1554, am 24 Oktober morgens 4 Uhr ist der edle und ehrenfeste gestrenge Herr Wilhelm von Hopffgarten verschieden.

 

Er war der erste evangelische von Hopffgarten

 




 

 

 

 

 

 

Hans Georg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anno 1775 am Charfreitag ist der gestrenge und Ehrenfeste Hans Georg von Hopffgarten im Herrn entschlafen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dittrich 3

 

 

Herr Dittrich III. von Hopffgarten ist anno 1582 den 9. Juny verschieden. Am Stein sind die mit den von Hopffgarten versippten angebracht und zwar:

 

von Hopffgarten

 

von Witzleben

 

von Brandis

 

von Nismis

 

von Greusen

 

von Heilingen

 

von Schlotheim

 

 

 

 

 

Dittrich 2

 

 

Dittrich II

 

Inschrift:

 

A DOM MCDLXXXIIII (1484)

 

Gemalin v. Brandeis

 

Gemalin v. Hausstein

 

Die ist der älteste Stein. Von diesem v. Hopffgarten wurde erzählt, das er 2 Frauen zur gleichen Zeit besessen hat. Dittrich II war an den Kreuzzügen beteiligt und somit auch Kreuzritter.

 

 

 

 

 

 

 


Christoph Elisabeth








Anno 1570 am 18. Juny ist der edle und ehrenfeste Herr Christoph von Hopffgarten entschlafen.

1573 den 20. September Elisabeth von Greusen verschieden.











In früheren Zeiten hing dieses Bild über dem Denkmal aus Marmor, dessen Inschrift nicht mehr gelesen werden kann es soll Hauptmann Friedrich Adolf von Hopffgarten darstellen. Neuere Erkenntnisse sprechen von Dittrich III. von Hopffgarten verst. 9.6.1582. Das Bildnis wurde vor kurzem restauriert.

 

Dittrich 4 Friedrich Adolf

 

Ritter

 

Grabmahl Ritter Georg II. Sohn des Dittrich II., der in den Diensten des Maltheser Ordens sein Leben ausserhalb Europas beschlossen hat. Die sterblichen Überreste wurden nach seinem Willen nach Mülverstedt gebracht und beigesetzt.

 

Auf dem Stein sieht man einen in Lebensgröße geharnischten Kriegsmann. Als Inschrift kann man lesen:

 

Anno 1531 ist der ehrenhafte und gestrenge Herr Georg von Hopffgarten zu Mülverstedt und Heineck, Ritter von Mülverstedt gestorben vor Ahliden.

 

 

 

 

Das Knabenbild in der Kirche auf der rechten Empore zeigt Friedrich Wilhelm Gottlob von Hopffgarten. Auf der Tafel links ist folgende Inschrift zu lesen:

 

Effigies des Weyl. hochwohlgeborenen Herrn
Herrn Friedrich Wilhelm Gottlieb von Hopffgarten
Erb-, Lehns- und Gerichtsherren auf Mülverstedt, Zimmern und Heyneck
atus et 19.ten September 1757, denatus et 9ten Marth 1767
mit 9 Jahren 5 Monath 11 Tage

 

Dieser Neunjährige war der rechtmäßige Herr von Mülverstedt, Zimmern und Heyneck. Er stand seinem Onkel im Weg, der selber Besitzer des gesamten Vermögens werden wollte. Dies erreichte er, durch Giftmord an seinem Neffen. Die Großmutter des kleinen Friedrich von Hopffgarten, Christina Wilhelmine von Hopffgarten (geb. von Seebach) verfluchte den Mörder, das er nie Nachkommen haben soll. Der Zufall wollte, das der Onkel auch ohne eigene Kinder und Enkel starb. Der Tod des Knaben ist die Ursache für die Aufspaltung der Erbfolge in 3 Linien. Interessant ist auch das der kleine Friedrich erst nach dem Tod seines Vaters Hans Ernst v. H. geboren wurde.

 

Auch diese Gemälde ist restauriert.

 

Gottlob